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Selektive Zucht bei Katzen

Dass die Katzenzucht weitaus mehr ist, als zwei Katzen einer Rasse miteinander zu verpaaren, wissen nicht alle. Selbst unter Züchtern herrschen diesbezüglich häuftig streitige Auseinandersetzungen.

Eine allgemeine Definition von Zucht und Züchtung findet man zB bei Wikipedia:

Unter Züchtung (von germanisch zuht = das Ziehen) versteht man die vom Menschen kontrollierte Fortpflanzung von Tieren mit einem speziellen Ziel, meistens zur genetischen Umformung oder Verstärkung gewollter beziehungsweise Unterdrückung ungewollter Eigenschaften. Im weitesten Sinne wird die Auswahl von Eltern in der Tierzucht von Menschen seit Beginn der Sesshaftigkeit betrieben. Um das gewünschte Zuchtziel zu erreichen, werden aus einer Population Individuen mit gewünschten Eigenschaften ausgewählt (Selektion) und gezielt gekreuzt bzw. angepaart.

Während Mitte des 19ten Jahrhunderts die Katzenzucht in Europa ihren Anfang fand und die ersten Katzenausstellungen veranstaltet und gehalten wurden, stieg das Interesse daran, bei vorhandenen  Liebhaberkatzen gewisse gewünschte Eigenschaften hervorzuheben und unerwünschte Eigenschaften loszuwerden.

Die Grundlage zur Zucht lieferte ebenfalls Mitte des 19ten Jahrhunderts der österreichische Mönch Johann Gregor Mendel, der anhand von Experimenten mit Gartenerbsen, Regeln für die Vererbung von bestimmten Merkmalen bei Lebewesen aufstellte.

Er stellte drei Regeln auf nach denen die Vererbung abläuft.

  1. Uniformitätsregel
  2. Spaltungsregel
  3. Neukombinationsregel

Die erste Regel, auf unser Thema Katzenzucht bezogen besagt, dass wenn man zwei reinerbige Katzen miteinander verpaart, die sich in einem Merkmal unterscheiden, wobei die erste Katze zwei dominante (sich durchsetzende) Faktoren besitzt und die zweite Katze zwei rezessive (zurückweichende), so zeigen sämtliche Nachkommen der ersten Generation die dominanten Merkmale.

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Aufbauend auf der ersten Regel besagt die zweite, dass wenn man diese erste Generation miteinander verpaart, es eine Variation der Merkmale gibt.

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Es gibt in der Zucht natürlich nicht nur zwei verschiedene Merkmale, die man kombinieren kann, sondern unendlich viele. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig ein Zuchtziel zu definieren um nicht im Genetikdschungel verloren zu gehen und am Ende nicht zu wissen, ob man mit der Zucht vorwärts gekommen ist oder nicht.

Die nötigen Kenntnisse gewinnen Züchter durch genaue Studien der verwendeten Linien und durch sehr genaue Überlegung der Verpaarungen.

Dadurch dass die Katze nicht mehr als Nutztier gehalten wird, tritt ihr funktioneller Zweck in den Hintergrund und man kann sich auf andere Dinge, wie Aussehen und Charaktereigenschaften   konzentrieren.

Auf diesen Grundlagen festigt man nicht nur Rassen, sondern kann auch gezielt neue Rassen züchten, wie es im Moment in Amerika und England mit der Rasse “Toyger” geschieht.

Neue Rassen entstehen für gewöhnlich auf drei verschiedene Arten.

Mutation:

Die Veränderung des Erbgutes durch die Veränderung der Chromosomenfolge oder Chromosomenzahl, die eine Veränderung des Phänotypen zur Folge hat, also dem äußeren Erscheinungsbildes der Katze.

So entstanden zum Beispiel die Rexkatzen und auch die sogenannten “Nacktkatzen”.

Auch wenn die Mutation in der Natur unvorhergesehen auftaucht, so kann das mutierte Gen auf ganz normalem Wege weitervererbt werden.

Rekombination mutaner Gene:

Auf diese Art und Weise entstehen vorwiegend neue Farbschläge.

Dauerhafte Selektion der Polygene

Hier spielt Mutation keine Rolle, sondern hier wählt der Mensch aus jeder Generation die Tiere aus, die dem angestrebten Ziel näher kommen und verwendet diese als Zuchttiere. Durch diese Art der Zucht, werden Merkmale der einzelnen Rassen gefestigt. Gerade bei neuen Rassen, oder bei nicht anerkannten Rassen ist diese Art der Zucht unerlässlich.

Durch Inzucht lassen sich gewünschte Merkmale festigen, da bei voranschreitender Inzucht sich die Tiere immer ähnlicher werden. Jedoch sollte die Inzucht als Mittel der Zucht gut überlegt und nicht zu exzessiv eingesetzt werden.

Ein schwieriger Punkt für die Züchter ist es sicherlich zwischen Zuchtobjekt Katze und einzigartigem niedlichem Lebewesen zu differenzieren. Natürlich ist jedes Katzenbaby süß, das steht außer Frage, aber ein guter Züchter schafft es, zwischen diesen süßen Katzen zu erkennen, welche Katze für die Weiterzucht geeignet ist und welche Katze nicht.

Viele verwechseln darin oft, dass man mit fehlender Zuchtqualität gleich die Katze an sich in Frage stellt,  das ist ja keinesfall so, denn trotzdem sind diese Katzen ja wunderbar dazu geeignet, als kastrierte Liebhabertiere lang und glücklich zu leben. Allerdings sollte man mit Weitblick auf die Entwicklung der Rasse auf eine Weiterzucht mit diesen Tieren verzichten.

Dies ist der Hauptgedanke bzw die Hauptidee der selektiven Zucht. Nur mit ihr kommt man auf lange Sicht voran in der Zucht.

Als kurze Stichpunkte nochmal:

  • Definieren eines Zuchtziels
  • Studieren der Stammbäume, infragekommender Zuchttiere
  • Wahl der geeigneten Zuchttiere anhand der vererbten Merkmale der Linien
  • konsequente Selektion der Jungtiere und Wahl geeigneter Zuchttiere

Wenn ein Züchter auf diese Art und Weise vorgeht, sollte es ihm auch verziehen sein, wenn er ehemalige Zuchttiere kastriert als Liebhabertiere zu netten Menschen in Rente schickt. Jeder Züchter steht irgendwann vor der Frage seine ehemaligen Zuchttiere als Kastraten zu behalten oder in ein neues Zuhause zu geben. Selbst behalten ist leider oftmals nicht oder begrenzt möglich. Einige Katzen und Kater haben nach der Kastration Probleme sich auf die neue Situation in der Gruppe einzustellen. Gemischte Gruppen aus nichtkastrierten und kastrierten Katzen können sehr viel Stress für die Tiere bedeuten. Mit einem neuen liebevollen Heim, kann man den Katzen diesen Stress und damit auch viel Leid ersparen.

In Zeiten, in denen viele Katzen ein Leben auf der Straße oder im Tierheim fristen ist die selektive Zucht die einzig verantwortungsvolle Möglichkeit weiterhin Katzen in die Welt zu setzen, da jeder Wurf sinnvoll ist und einen Zweck erfüllt.

Würfe die einzig und allein aus dem Grund entstehen, weil man süße Katzen haben möchte um sie zu verkaufen, führen nicht nur dazu, dass unnötig viele Katzen entstehen, sondern auch, dass die Katzen der einzelnen Rassen mit der Zeit aus nicht-typvollen Katzen bestehen, weil auf die Merkmale kein Wert mehr gelegt wurde.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben, warum Katzenzucht gerade nicht einfach nur das unüberlegte Verpaaren von zwei Tieren einer Rasse ist, sondern sehr viel mehr Sachverstand fordert. Dies hier ist natürlich nur ein ganz kleiner Teil von dem, was in der Katzenzucht wichtig ist.

Wenn euch dieses Thema interessiert, gibt es in regelmäßigen Abständen Genetikseminare, nicht nur für Züchter, sondern auch für interessierte Katzenliebhaber. Im Netz finden sich sicherlich Termine und Orte hierzu.


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